Der Spermien-Mythos: Kein Kampf, kein Wettschwimmen

aquelle : http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/sendungen/spermien102.html

Der Artikel von  Autorin: Johanna Bayer  gefällt mir gut. Coputer und www scheinen täglich zu beweisen das die wissentschaftliche Weltsicht auf deren Erkenntnissen all diese Technik letztlich beruht richtig ist. Doch sie wird an allen ecken und KAnten aufgefüllt mit Mythen, zurechgebogenen Stasitiken oder falschen Behauptungen.

Hier wird auch sehr schön klar das es männliche Phantasie ist die da Mythen kreirt hat.

Die Geschichte ist einfach zu schön, um wahr zu sein: Spermien, die sich abmühen, mit aller Kraft strampeln, um voranzukommen und eine riesige Strecke durchschwimmen, um zum Ei zu gelangen, wo nur der Beste und Schnellste eindringen kann. Doch das sind nur Mythen – die Wahrheit ist die Geschichte von Teamarbeit und Kooperation.

Mythos 1: Sie schwimmen!

Spermien schwimmen nicht durch die Gebärmutter. Ihre Geißel, mit der sie in einer schraubenden Bewegung schlagen, dient nicht zur Überwindung großer Distanzen, sondern zum Eindringen ins Ei. Bis zu diesem Zeitpunkt bewahren sie ihre Energie auch lieber auf – richtig aktiv werden sie erst im Eileiter, wenn das Ziel unmittelbar bevor steht. Die riesige Strecke von der Scheide, wo sie landen, bis zum Ei, könnten sie auch gar nicht so einfach überwinden. Spermien gehören zu den kleinsten Körperzellen, sie sind nur 0,06 Millimeter groß. Im Körper der Frau liegt eine Strecke von 12 bis 15 Zentimetern vor ihnen, bis sie das reife Ei erreichen. Müssten sie schwimmen, wäre das eine schwere Herausforderung: Rechnet man die Distanzverhältnisse auf einen erwachsenen Mann von 1,80 Metern um, müsste dieser rund 5,5 Kilometer Dauerschwimmen – mehr als beim härtesten Triathlon! Doch schon zehn Minuten nach der Ankunft in der Scheide können die ersten Spermien am Eileiter eintreffen; aus eigener Kraft könnten sie das gar nicht schaffen.

Bequem wie im Shuttle-Service

Stattdessen sorgt die Gebärmutter für den Transport: Wie Forscher vom Uniklinikum Darmstadt schon vor Jahren eindrucksvoll zeigen konnten, schieben gezielte Muskelkontraktionen der Gebärmutter die Spermien im Gebärmutterschleim nach oben Richtung Ei. Denn der Eileiter, in dem gerade ein reifes Ei sitzt, aktiviert die entsprechende Seite der Gebärmutter, so dass sich die Muskeln zusammenziehen und die Spermien wie mit einem Shuttle-Service transportieren. Auch den Aufstieg von der Scheide in die Gebärmutter erledigen die Spermien nicht selbst: Der Gebärmutterhals saugt die Spermien an und so gelangen sie nach oben in den schützenden, nährenden Schleim des Gebärmutterhalses. Hier können sie fünf bis sieben Tage überleben, und von hier aus treten sie ihre Reise an.

Mythos 2: Kampf und Konkurrenz

Zwischen 40 und 600 Millionen Spermien kommen in der Scheide an – doch nur wenige Tausend erreichen den Eileiter. Doch nicht die Spermien bekämpfen sich gegenseitig, um den Besten auszulesen. Das Gros bleibt buchstäblich auf der Strecke, weil es die Reise durch die Gebärmutter nicht übersteht. Denn in der Gebärmutter sind sehr viele Immunzellen aktiv, die Feinde und Eindringliche abwehren sollen. Die Immunzellen stürzen sich auf alle Fremdkörper – und auch Spermien sind Fremdkörper. Die meisten Spermien aus dem Ejakulat werden also vernichtet, das ist vermutlich ein Grund dafür, dass eine solche Menge zur Verfügung gestellt wird. Es gibt aber auch interessante Beobachtungen, wie sich die Spermien verhalten: Viele von ihnen, ein Drittel in jedem Ejakulat, können sich gar nicht bewegen. Sie scheinen nutzlos zu sein, aber ihre Aufgabe könnte darin liegen, eben jene Immunzellen zu beschäftigen! Je mehr Spermien-Masse, desto mehr haben die Abwehrkörper zu tun – und desto mehr kommen durch. So stellt sich in Wahrheit die Aufgabe der Spermien nicht als Wettkampf gegeneinander dar, sondern als Kooperation! Im Schutz der Masse gelangen genügend lebensfähige, bewegliche Spermien von der Gebärmutter bis zum Ei.

Mythos 3: Nur der Beste gewinnt

Nur ein einziges Spermium dringt ins Ei ein und befruchtet es – doch das heißt nicht, dass nur ein einziges das Ei erreicht, und dass dieses das schnellste und kräftigste Spermium der Menge ist. Stattdessen landen Hunderte von Samenzellen im Eileiter, wo die Umgebung für sie günstiger ist als in der Gebärmutter: Hier durchlaufen sie einige Veränderungen, die sie aktiver machen, so dass ihre Geißel viel schneller schlägt. Das Ei selbst kommt ihnen entgegen, gefächelt von kleinen Härchen des Eileiters. So schaffen es die Spermien, im Eileiter eine winzige Strecke von einem bis zwei Zentimetern selbst zu überwinden, unterstützt noch durch Kontraktionen der Eileiterwand, die sie voranschieben. Das Ei sendet außerdem Lockstoffe aus, die chemisch auf die Köpfe der Spermien wirken, so dass sie sich zum Ei ausrichten. Zwei- bis dreihundert Spermien können sich so auf das empfängnisbereite Ei stürzen.

Alle für einen

Das Ei ist von einer Wolke von Zellen umgeben – diese Außenschicht gilt es nun zu knacken. Eine Samenzelle alleine könnte diese Hülle nicht durchdringen, sagen Experten: Die Hauptaufgabe der vielen im Team arbeitenden Spermien ist es, die Außenschicht des Eies aufzulösen. Genau dazu dienen auch die Schläge mit der Geißel – nicht zur Fortbewegung. Wenn die Hülle schließlich nachgibt und einreißt, so ist es purer Zufall, welches Spermium hineingelangt. Es ist weder das Schnellste noch das Beste, auch nicht das, das sich gegen andere durchgesetzt hat – sondern das Spermium, das zufällig gerade an der richtigen Stelle sitzt. Vielleicht ist es auch eines, das gerade erst angekommen ist und noch frische Kräfte hat, um zu bohren. Auch hier siegt also das Team: Das Wunder der Befruchtung ist ein Wunder an Kooperation.

Dank dem Kinderwunschzentrum Darmstadt für die fachliche Beratung.


Autorin: Johanna Bayer